Das Schloss Beitzsch

Die Geschichte von Beitzsch ist eng mit der Geschichte der Familie von Wiedebach verbunden, die ununterbrochen von 1316 bis 1945 Herren auf Beitzsch waren.

Die bis heute erhaltene Schlossanlage zeichnet sich durch die für die barocke Residenzarchitektur typischen Eigenschaften aus. Ihre Gestaltung basiert auf zwei sich rechtwinklig kreuzenden Sichtachsen. So läuft die Allee vom – früher zum Wiedebachschen Besitz gehörenden – Vorwerk Grötzsch (Grodziszcze) von Norden direkt durch das Gut auf das Schloss zu. Die durch den – von Otto Georg von Wiedebach (1659-1703) 1683 erbauten – Torturm führende Ost-West-Sichtachse wird von der Dorfseite mit der von Georg (V.) von Wiedebach (1655-1731) in den Jahren 1716-1719 neu erbauten barocken Kirche abgeschlossen. Deren Architekt war George Bähr, der später den Bau der Dresdner Frauenkirche leitete. Die Ost-West-Sichtachse läuft östlich des Torturms weiter zwischen der früheren Ökonomie und dem – heute leider verwahrlosten – Park, in deren Mitte sich das Schloss befindet. Bis 1850 wurde der Gutshof auch auf der östlichen seite von einem Torturm abgeschlossen, der jedoch nach einem blitzeinschalg 1850 abbrannte und nicht mehr wiederaufgebaut wurde. 

Der westliche Turm erhielt vermutlich schon 1683 seine typische Gestalt mit der spitzen Turmhaube. Zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht bei der Renovierung im Jahr 1802, wurde er um ein Geschoss erhöht. Der Turm besitzt eine mit Pilastern flankierte überwölbte Durchfahrt. Über dieser sind in Sandstein gemeißelte Wappen zu sehen – links das der Herren von Wiedebach (blauer Adler im weißen Feld – wie über der Patronatsloge in der Kirche) und rechts das der Herren von Houwald. Im Innenraum sind der von hoher Zimmermannskunst zeugende Originaldachstuhl, ein Kamin sowie eine gemauerte Treppe erhalten geblieben. Der Torturm wurde von Friedrich Heinrich Wilhelm von Wiedebach (1772-1831) 1802 renoviert, worauf bis zum Jahr 2014 noch die Initialen F. H. W. v. W. und die Jahresangabe MDCCCII an dem östlichen Tympanon der Turmhaube (die ansehnlichen hölzernen Tympanons der Turmhaube sind leider nicht mehr erhalten) hinwiesen. Der Torturm, der den Gutshof abschloss, war ursprünglich auf beiden Seiten von Wirtschaftsgebäuden flankiert, von denen heute nur noch das nördliche teilweise erhalten ist, und bildete mit diesen das für die Gegend so typische Torhaus.

Ursprünglich gab es in Beitzsch zwei Rittersitze der Herren von Wiedebach, die “Burg” und das später erbaute “Neue Schloss”. Im 17. Jahrhundert wurden die Rittersitze vereinigt. Die Burg fiel bei dem Durchmarsch der Truppen von Wallenstein im Jahr 1627 einem Brand zum Opfer. Das heute noch erhaltene Schloss wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und vergrößert. Die ältesten Teile, wohl aus dem 16. Jahrhundert, sind im süd-westlichen Teil des Schlosses erhalten. Aus dieser Zeit stammen der Gartensaal, der im Klassizismus umgestaltet wurde, und die Kellerräume. Das Schloss wurde nach 1666 grundlegend modernisiert. Der nächste Umbau erfolgte möglicherweise in den 20- er oder 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts. Das Schloss war von einem Wassergraben umgeben, der bis heute noch auf drei Seiten erhalten geblieben ist. Von der Seite der Ökonomie wurden damals zwei Kavaliershäuser vorgebaut, die etwas unsymmetrisch zu der Schlossachse standen. Das östliche Haus wurde in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen. Das westliche Kavaliershaus stammt aus den 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts. Es wurde auf einem rechteckigen Grundriss errichtet und mit einem Mansarddach gedeckt. Der mittlere Teil der Fassade ist mit Pilastern und einem mit Wappenkartuschen und pflanzlichen Ornamenten ausgefüllten Tympanon geschmückt.

Die nächste Umbauphase des Schlosses erfolgte in den Jahren 1795-1802, was zahlreiche Baurechnungen aus dieser Zeit belegen. Damals wurde das Schloss um die Seitenflügel vergrößert, der Innenraum erhielt seine heutige Anordnung. Seine jetzige Neorokokofassade bekam es durch Paulfriedrich von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf (1884-1961) in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit sind Schmuckdetails im Risalit, Balustrade mit Skulpturen sowie Innenraumdekorationen wie Wandmalereien im Treppenhaus und Marmorfußböden erhalten. Das Schloss blieb im zweiten Weltkrieg unzerstört und wurde anschließend als Kulturhaus und Bücherlager genutzt. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es verkauft. Durch Leerstand seit Anfang des 21. Jahrhunderts war es dem Vandalismus ausgesetzt und verfiel zusehends besonders nach dem die Kupferbleche vom Dach gestohlen wurden.

Im Jahr 2018 übernahm die Stiftung Monumenta Poloniae das Schloss in Nutzung. Mit großer Unterstützung der Lebuser Denkmalbehörde, der Firma Best  aus Gdynia, der Gesellschaft für Denkmalpflege sowie zahlreichen Freunden und Helfern begannen die umfangreichen Rettungsarbeiten.
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